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Anti-Stress-Mittel aus der Natur

Anti-Stress-Mittel aus der Natur

11.08.2023 | von Kerstin Rosenberg. Die Ayurveda-Medizin verfügt über ein komplexes System mental balancierender Maßnahmen, welche die richtige Ernährung (Sattva Ahara), Verhaltensweisen (Brahmacarya) und Kräuterrezepturen (Medhya Rasayana) umfassen. Sehr effektiv ist der Einsatz von Medhya Rasayanas – also Gewürze und Kräuter zur mentalen Stärkung – zur ganzheitlichen Therapie psychischer Beschwerden unter außergewöhnlichen Stressbelastungen. Dies bestätigen auch aktuelle Erfahrungswerte aus Studien in Indien, die die Wirkungen von bekannten Medhya Rasayana-Kräutern wie Guduchi, Ashwaganda, Amalaki und Brahmi in der Covid-19-Prophylaxe und Therapie untersuchen. Die traditionelle Ayurveda-Medizin beschreibt die als Nahrungsergänzung erhältlichen Medhya Rasayanas als Kräuter, die sich durch eine nervenstärkende, konzentrations- und leistungssteigernde Wirkung auszeichnen. Im Rahmen einer ganzheitlichen Ayurveda-Therapie bei stressbedingten Beschwerden sind sie fester Bestandteil des Behandlungsplans.

Titelbild: Bildquelle:  © shutterstock / MoreVector

 

 

Amla gegen depressive Verstimmungen

Der rasante Anstieg depressiver Erkrankungen in der heutigen Zeit ist alarmierend und erschreckend. Die gute Nachricht ist: Auch dagegen ist ein Kraut, bzw. eine Frucht gewachsen. Denn eine der besten Heilpflanzen gegen stress- und erschöpfungsbedingte Depressionen ist Amla (Phyllanthus emblica). Sie wird in der klassischen Ayurveda-Literatur aufgrund ihrer schützenden, stärkenden, regenerativen und präventiven Wirkung gerne auch als „Mutter der Medizin“ bezeichnet und hat sich in der Prävention von Depressionen und Burnout sehr bewährt. Aufgrund ihrer beruhigenden und aufbauenden Qualität kann bereits ein Teelöffel der getrockneten Amla-Frucht am Tag helfen, die Konzentrations- und Leistungsfähigkeit auf spürbare Weise zu verbessern. Wer hingegen unter stressbedingten Herz-Kreislauf-Beschwerden, Tinnitus oder Schlafstörungen leidet, dem empfiehlt Ayurveda eine Kombination aus Amla und Ashwaganda. Die im Ayurveda ebenfalls sehr bekannte Medhya-Pflanze Ashwaganda (Withania somnifera) ist das Akut-Mittel gegen Stress durch Überarbeitung und Schlafmangel. Mischen wir das Pulver der Amlafrucht und Ashwagandawurzel zu gleichen Teilen, so verstärkt sich ihre stabilisierende Wirkung auf das Nervensystem. Für die tägliche Einnahme als Nahrungsergänzung wird laut Ayurveda 2 x 1 g zusammen mit Milch, Ghee oder Granatapfelsaft empfohlen. 

 

Brahmi für Brainworker

Wer bei all dem Stress nicht mehr weiß, wo ihm der Kopf steht, der sollte Brahmi (Bacopa monnieri) als Medhya Rasayana für die mentale Leistungsfähigkeit nutzen. Die kleine, in Sumpfgebieten anzutreffende Kriechpflanze aus der Familie der Wegerichgewächse, welche in unseren Breitengraden auch als Kleines Fettblatt oder Nabelkraut bekannt ist, zählt zu den besten Nerven- und Hirntonika aus der Pflanzenwelt. Sie steigert laut Ayurveda die Intelligenz und das Lernvermögen, beschleunigt die mentale Informationsverarbeitung und verbessert das Gedächtnis. Verantwortlich dafür sind die in hohen Mengen enthaltenden Saponine, welche einen stark angsthemmenden Effekt haben. Damit ist Brahmi die ideale Heilpflanze für im Homeschooling gestresste Schüler und Studenten, welche ihre Denk- und Gedächtnisfähigkeit steigern und Prüfungsangst verringern wollen. Und wer im Homeoffice unter mentaler Mattigkeit, Konzentrationsmangel und depressiver Erschöpfung leidet, der hat in Brahmi ein bewährtes Antidepressivum der Phytotherapie mit Nervenzellen-schützender und Seratonin-harmonisierender Wirkung gefunden.  

 

Mandukaparni gegen stressbedingte Beschwerden

Alternativ zu Brahmi wird häufig auch Mandukaparni (Centella asiatica), eine ähnlich wirkende Heilpflanze verwendet, welche seit Jahrtausenden in Indien und China als hirntonische Heilpflanzen verehrt wird.  Bekannt ist Mandukaparni auch unter dem Namen Goto Kola, Fo-Ti oder Asiatischer Wassernabel. Wie Brahmi ist auch Mandukaparni reich an Bacosiden und fördert damit die Gehirnaktivitäten in seiner Konzentrations- und Gedächtnisfähigkeit und wirkt angstlösend und beruhigend. Ganz besonders hebt sich Mandukaparni durch seine Anti-Stress-Wirkung hervor. Bei regelmäßiger Einnahme verbessert es nachweislich die Zirkulation im Gehirn, unterstützt die Blutzirkulation und hilft bei stressbedingten Beschwerden wie Bluthochdruck, Migräne, Nervosität und Magen- und Darmgeschwüre. Damit eignet sich Mandukaparni auch hervorragend als regenerative und energiestärkende Anti-Burnout-Pflanze zur Behandlung von psychischen und psychosomatischen Störungen.  

 

Kein Stress gegen den Stress

Gemäß dem ganzheitlichen Ansatz der ayurvedischen Heilkunde ist es nie eine Heilpflanze allein, die den Therapieerfolg bestimmt. Viele Faktoren wirken zusammen, um eine nachhaltige Verbesserung des individuellen Befindens zu bestimmen. In Bezug auf stressbedingte Beschwerden sind es vor allem die überreizten Sinnesorgane und das überlastete Nervensystem, welche ergänzend zur Medhya Rasayana-Therapie durch eine regelmäßige Lebensführung, Atem- und Entspannungsübungen sowie viel Bewegung an der frischen Luft regenerative Unterstützung erhalten. Dabei gilt das Motto: Weniger ist mehr, damit die Therapie gegen den Stress nicht in Stress ausartet. Bereits eine kleine Menge des passenden Krauts kann die persönliche Resilienz stärken. 

 

Weitere Medhya-Rasayanas der Ayurveda-Heilkunde

 

  • Ashwaganda (Withania Somnifera) ist, wie sich aus dem deutschen Namen Schlafbeere bereits ableiten lässt, ein sehr gutes Akutmittel gegen Erschöpfung und Leistungsschwäche mit schlaffördernder Wirkung. Das Pulver, welches aus der Wurzel der Pflanze gewonnen wird, wird im Ayurveda für seine nervenberuhigende, kraft- und immunstärkende Wirkung sehr geschätzt. 
  • Guduchi (Tinospora cordifolia) ist eine besonders ausgleichende Rasayana-Pflanze für alle Doshas. Die Kletterpflanze mit herzförmigen Blättern ist bekannt für ihre ausgleichende Wirkung auf das Verdauungssystem und die Psyche. Speziell für Menschen, die unter Druck mit Verhaltensauffälligkeiten oder Ticks reagieren, wird Guduchi als Nahrungsergänzung zur Selbstregulation empfohlen. 
  • Yashti, die Süßholzwurzel (Glycyrrhiza glabra), nährt das Gehirn und hilft mit seiner beruhigenden Wirkung bei Aufgeregtheit, Stress und Einschlafstörungen. Sie wird im Ayurveda als eine der besten Medhya Rasayanas zum Ausgleich von Vata-bedingten Stresserkrankungen beschrieben. 

 

Kerstin Rosenberg ist eine international bekannte Ayurveda Spezialistin, Dozentin und Autorin. Seit mehr als 20 Jahren bildet sie Ayurveda Ernährungsberater , Gesundheitscoaches und psychologische Ayurveda Therapeuten in Deutschland, Österreich und der Schweiz aus. Gemeinsam mit Ihrem Mann leitet sie die renomierte Europäische Akademie für Ayurveda mit angeschlossenem Kur- und Kompetenzzentrum in Birstein, Hessen. www.ayurveda-akademie.org, www.rosenberg-ayurveda.de

 

Der Artikel ist erschienen im Ayurveda Journal Nummer 70:

Hier können Sie diese Ausgabe bestellen:

https://www.ayurvedajournal.shop/de-de/heft-70-das-geheimnis-mentaler-staerke.html


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